Barrierefrei bauen – Warum eigentlich? – Teil 1
Ein Wohnraum ohne Barrieren gewinnt zunehmend an Bedeutung. Häufig wenn die Bewegungsfreiheit plötzlich eingeschränkt ist, wird über barrierefreies Bauen nachgedacht. Aus welchem Grund kann es also sinnvoll sein, über Barrierefreiheit in der eigenen Wohnung, im eigenen Haus nachzudenken? Welche Vorteile bringt diese Veränderung mit sich?
Wohnkomfort im Innenraum
Das Gefühl von Behaglichkeit ist ein wichtiger Faktor, um sich in Innenräumen wohlzufühlen, um sich zu Hause zu fühlen. In einer Wohnung oder einem Haus ergibt sich dies aus der Konzeption des Wohnraums (Architektur), den materiellen Bedingungen und der Einrichtung: die Art und wie es gebaut und eingerichtet worden ist. Natürlich ist der individuelle Geschmack hierbei auch ein wichtiger Indikator.
Wohnkomfort bekommt aber eine weitere Bedeutung, wenn es auch darum geht, sich in seinen eigenen vier Wänden ohne jede Barriere bewegen zu können. Denn in ein modernes Haus kann beispielsweise eine Treppe eingebaut worden sein, die jedoch für einen Menschen mit mobiler Einschränkung nur sehr schwer zu überwinden ist. Die barrierefreie Bauweise konzentriert sich daher zusätzlich auf eine schwellenlose Gestaltung, leichte Zugänglichkeit und leichte Bedienbarkeit der Wohnung – etwa ein Aufzug oder die Anbringung und Einrichtung von Haltegriffen und Stauräumen in gut erreichbarer Höhe.
Genauso entspricht es einem barrierefreien Wohnkonzept, eine intelligente Haustechnik zu installieren. Smart-Home-Konzepte können den Alltag gravierend erleichternd, da über diese beispielsweise tägliche Handlungen wie das Öffnen und Schließen der Rollläden gesteuert werden kann u.v.m.
Der große Vorteil von barrierefreien Bauten ist daher, dass Menschen mit den unterschiedlichsten Einschränkungen können durch diese Systeme und baulichen Wohnkonzepte den gewünschten Wohnraum und Wohnkomfort für ein selbständiges Leben schaffen.
Sicherheit im Wohnraum – frei von Unfällen
Die barrierefreie Bauweise bietet Wohnkomfort, aber insbesondere auch Sicherheit. Die verschiedenen Anforderungen, die mit barrierefreiem Bauen und Wohnen verbunden sind, zielen auf eine nutzerfreundliche und schwellenlose Wohnraumgestaltung. Z.B. helle Räume, die gut einsehbar und damit überschaubar sind. Denn wenn vielleicht die Sehkraft nachgelassen hat, ist eine gute Beleuchtung wichtig. Zur Beleuchtung eigenen sich mobile Leuchten, die in verschiedenen Stärken und Lichttemperaturen eingebaut werden können. Bei starkem Sonnenlichteinfall in den Wohnraum hilft ein Abblendschutz, um nicht geblendet zu werden.
Neben dem Wohnraum lassen sich diverse Einrichtungen auch in der Küche und im Bad vornehmen. Etwa im Bad kann von der Dusche bis hin zum Waschbecken alles so eingerichtet werden, dass kein Gegenstand zu hoch, zu kantig oder zu rutschig ist.
Neben den sozusagen analogen Einrichtungen und Installationen gibt es aber insbesondere im technischen Bereich eine große Bandbreite an barrierefreien Konzepten. Die Installation spezieller Sicherheitstechnik wie etwa Brandmelder, ein automatisches Abschalten des Herds, automatische Lichtsteuerung oder ein Hausnotruf erhöhen die Sicherheit in den eigenen vier Wänden enorm. Die smarte Wohneinrichtung bedient dabei nicht nur das Bedürfnis nach Komfort, sondern minimiert zugleich das Risiko eines Unfalls um ein Vielfaches.
Anpassung des Wohnraums an das Wohnbedürfnis
Dass sich die Beweglichkeit einschränken könnte, darüber denken die meisten tendenziell nicht nach, wenn sie nicht eingeschränkt sind. Das ist auch richtig so. Jedoch muss es nicht einmal ein Unfall sein, durch den die gewohnte Mobilität beeinträchtigt ist. Genauso kann es durch den normalen Verlauf des Alters sein, dass sich die Bewegungsmöglichkeiten verändern und man plötzlich auf eine Gehhilfe u.a. angewiesen ist.
Veränderungen dieser Art verändern auch das Wohnbedürfnis in der eigenen Wohnung, dem eigenen Haus. Wer sich aber schon bei einem Neubau oder einer Modernisierung um Barrierefreiheit Gedanken macht, ermöglicht sich selbst eine flexible Wohnanpassung. Denn so lange noch Mobilität und Bewegungsfreiheit gegeben ist, ist bspw. ein barrierefreies Bad nicht notwendig. Das bedeutet, dass das Bad zur barrierefreien Nutzung nicht mit Stütz- und Haltegriffen ausgestattet sein muss, allerdings muss die Möglichkeit zur Anpassung, d.h. ein Nachrüsten im Bedarfsfall gegeben sein.
Um aber auch weitreichendere Veränderungen vornehmen zu können, sollte bereits der Grundriss eines Wohnraums mit dieser Möglichkeit konzipiert werden. Ein Beispiel könnte sein, dass die Wohnung in relativ gleichgroße Räume eingeteilt wird. Wenn es dann notwendig sein sollte, kann die Nutzung des Raums in Abhängigkeit der Lebensumstände angepasst werden. Das Wohnzimmer wird nun plötzlich zum Pflege-Schlafzimmer verändert etc. Auch ist es sinnvoll, dass die Wände derart gezogen werden, dass sie leicht zu errichten bzw. zurückzubauen sind. Auf diese Weise kann damit die Wohnraumaufteilung relativ einfach und schnell an die gegebene Lebenssituation angepasst werden.
Es ist daher ein grundlegendes Ziel bei der barrierefreien Bauweise, dass die gegebene Einrichtung/ Architektur flexibel auf die Lebenssituation anpassbar ist.